att theaterproduktion
 
Nina Mattenklotz: "RADIO UNIVERSE
Eine Uraufführung von Nino Haratischwili in der Regie von Nina Mattenklotz
 
Produktionsfoto vergrößern
Foto: Daniel Butowski
Produktionsfoto vergrößern
  • Text: Nino Haratischwili
  • Regie: Nina Mattenklotz
  • Bühne: Silke Rudolph
  • Kostüme: Lina Antje Gühne
  • Musik: Tobias Gronau
  • Video: Janos Szeymies
  • Produktionsleitung: Andrea Tietz/att
  • Ausstattungsassistenz: Daniela Herzberg
  • Regieassistenz: Rayka Kobiella
  • Hospitanz: Isabelle Albrecht
  • Darsteller: Phillip Engelhardt, Britta Firmer, Zoe Hutmacher, Susanne Pollmeier
  • Dauer: 110 Minuten
  • Uraufführung: Uraufführung Mi. 07.04.2010, Kampnagel Hamburg, K2
  • Weitere Vorstellungen: Do. 08.04., Sa., 10.04., So. 11.04., Di. 13.04. – Do. 15.04.

Eine Produktion von Nina Mattenklotz in Koproduktion mit Kampnagel. Gefördert durch die Behörde für Kultur, Sport und Medien Hamburg und den Fonds Darstellende Künste e.V.

Die junge georgische Autorin Nino Haratischwili und die junge deutsche Regisseurin Nina Mattenklotz schreiben unter dem Eindruck des Blitzkriegs in Georgien im August 2008 Emails zwischen Tiflis und Hamburg – zwei Menschen derselben Generation, in unterschiedlichen Realitäten zur gleichen Zeit. Die Erlebnisse können unterschiedlicher kaum sein: die unmittelbare Bedrohung und die mediengesteuerte Information im fernen Westeuropa. Ist es überhaupt möglich, eine gemeinsame Sprache, ein gemeinsames Erlebnisuniversum zu finden für ein solches Ereignis?

RADIO UNIVERSE ist die Auseinandersetzung mit dieser Frage ein Jahr später. Ausgangspunkt ist die Nacht nach der Katastrophe. Fünf Figuren, fünf lose miteinander verknüpfte Episoden, die alle zum selben Zeitpunkt stattfinden - die Momentaufnahme unterschiedlicher Biografien, vom Kriegsgeschehen überschattet.

Das Projekt begegnet der Frage, wie ein gemeinsamer Erlebnishorizont gefunden werden kann in einer Welt, in der Kommunikation in einem nie dagewesenen Ausmaß möglich ist, in der sich die Erfahrungshorizonte aber trotzdem vor dem Hintergrund von traumatischen Ereignissen grundlegend unterscheiden können und oft kaum vermittelbar erscheinen.

Pressestimmen:

 „Radio Universe“, geschrieben von Nino Haratischwili unter dem Eindruck des Georgienkrieges  vom Sommer 2008, auf Kampnagel in Szene gesetzt von ihrer Regiekollegin Nina Mattenklotz, ist weit mehr als eine der üblichen, schnellen Reflektionen über den Krieg, die Moderne, die Mediendemokratie. Haratischwili und Mattenklotz versuchen, bleibende Momente für das Einbrechen der Katastrophe in den Alltag zu schaffen, wo doch der Schrecken zum Standard unserer Bilderwelten gehört.

Die Welt, 09.04.2010

Die Dramatikerin Nino Haratischwili untersucht in ihrem neuen Stück „Radio Universe“ die Wirkung von Krieg auf den Menschen. […] Nina Mattenklotz hat die Kampnagel-Uraufführung in Silke Rudolphs schmutzig-weißer Rauminstallation auf die Figuren konzentriert. In der ‚neutralen‘ Haltung von epischem Erzähltheater schafft die Regisseurin ein Gegengewicht zu Haratischwilis bildreicher, zuweilen symbollastiger Sprache, setzt dadurch aber deren Poesie frei. […] Spiegelt die Autorin durch das Wort die Bilder, inszeniert Mattenklotz gegenläufig Hören und Sehen. […] Schauspielern und Stück gelingt es in den präzise abgesetzten Portraits, dem Zuschauer die Unterschiede und gegenseitigen Projektionen von Osten und Westen, die Auswirkungen von Krieg auf Denken und Fühlen zu vermitteln.

                                                                                             Theater der Zeit, Heft 6, Juni 2010

Mattenklotz gehört zu den Nachwuchsregisseuren, die man verfolgt.  

Hamburger Abendblatt, 09.04.2010

Ausgangspunkt für dieses Projekt, für „Radio Universe“, sind E-Mails, die sich Mattenklotz und Haratischwili schrieben. E-Mails während des Blitzkriegs in Georgien im August 2008. Nachrichten aus zwei recht unterschiedlichen Lebenswelten.  Während die eine ein beschaulich-interessiertes Leben in der norddeutschen Hansestadt führt, lebt die andere nahe der kriegerischen Bedrohung ihres Landes. Mattenklotz erfährt vom Krieg über die Medien, Haratischwili durch ihren Alltag. Unmittelbar – mittelbar. Klar. 

Nachtkritik, 08.04.2010, von Katrin Ullmann

„Radio Universe“ dreht sich im Prinzip um drei Personen: Um Lile im georgischen Kriesengebiet, Zoe in der Bar einer deutschen Großstadt und um Liles Hund Giorgi, der wegen komplizierter EU-Quarantänebestimmungen sein Frauchen nicht begleiten darf. Doch an diese Grundkonstellation docken weitere Figuren an. Der aus Russland stammende Ilja sucht die Liebe so verzweifelt und glaubt sie bei Lile zu finden: Für sie verlässt er seine Frau Adel, die nun jede Nacht die Kinderfrau vom Balkon gegenüber mit ihrer Kamera verfolgt und im Übrigen ihre Einsamkeit bei einem Radiomoderator ablässt. Der tritt hier nur als Videoprojektion auf einer riesigen Leinwand auf, die als Breitbildfernseher die Bühne beherrscht. Diese Wand kann sich auch um die eigene Achse drehen und so als mächtiges Schaufelrad Figuren auf die Bühne oder von ihr hinunter fegen. […] ‚Mein Leid zählt wohl nicht, nur weil ich im Supermarkt zwischen Weiß- und Schwarzbrot wählen kann?‘ Im Leid ist jeder sich selbst der Nächste, das Mit-Leiden bleibt auf der Strecke. Und das, obwohl wir heute so gut über das Leiden unserer Mitmenschen informiert sind wie nie zuvor. Über dieses spannende Thema hat Nino Haratischwili Variationen anhand von sechs Figuren geschrieben. 

Deutschlandradio, 07.04.2010, Elske Brault