att theaterproduktion
 
Christiane Pohle: Betrachte meine Seel’ / (Eine Überführung)*
Ein Theaterabend von Christiane Pohle & Ensemble
 
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Foto: Holger Foullois/DRAMA
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  • Regie: Christiane Pohle
  • Ausstattung: Maria Alice Bahra
  • Musikalische Leitung: Rainer Süßmilch
  • Dramaturgie: Malte Ubenauf
  • Lichtdesign: Marek Lamprecht / Sofie Thyssen
  • Regieassistenz: Wibke Niedersen
  • Ausstattungsasstenz: Claudia Kalinski
  • Tonaufnahmen: surrealis sounds
  • Technische Leitung: Jörg Bittner / Sophiensaele
  • Darsteller: Theresa Berlage, Stefan Drücke, Katja Hensel, Volker Jaekel, Tilla Kratochwil, Dominik Maringer, Nicolas Rosat
  • Gesamtkoordination: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 120 Minuten
  • Premiere: 4. März 2005, Sophiensaele Berlin
  • Weitere Vorstellungen: 5. – 6.03, 8. – 13. 03 2005
  • Gastspiele: siehe Spieldaten



* nach Texten und Motiven von Johann Sebastian Bach, Paul Valéry, Richard Buckminster-Fuller, Antonio Sant`Elia, Theodore J. Kszynski und Dea Loher (Ausschnitte aus:“Magazin des Glücks“. Aufführungsrechte: Verlag der Autoren).

Eine Produktion von Christiane Pohle & Ensemble mit Sophiensaele, „auawirleben“ Bern und Deutsches Nationaltheater Weimar in Zusammenarbeit mit att. Realisiert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und dem Fonds Darstellende Künste e. V. Mit freundlicher Unterstützung von VISCOUNT Kirchenorgeln und der Ev. Immanuel-gemeinde Berlin. Herzlichen Dank an Robert Lehniger, Helge Musial, Meg Stuart.

 

Ausgangspunkt für Betrachte meine Seel' (Eine Überführung) ist das Begräbnis von Andreas Plack, einem 23jährigen Tiroler, der sich von einem Verwandten mit einer Kettensäge das Bein verletzen ließ, um eine lebenslange Invalidenrente zu kassieren. Wenige Minuten nach seinem inszenierten Unfall starb Andreas Plack an den Folgen der Verletzung.

Anlässlich des Begräbniszeremoniells für Andreas Plack begeben sich die Mitglieder des Begräbnischores auf eine visionäre Expedition. Im Nachdenken über die Konsequenzen der von Plack entwickelten Glücksvorstellung (Verzicht auf Teile des eigenen Körpers = Geld) gelangen sie nach und nach in ein Phantasieren über scheinbar abstrakte Körper-konstruktionen und deren Bedeutungen für die eigene Existenz. Es ist ein Nachdenken über den Körper des Chores und der Musik, über die Körper der Architektur, des Wohnens und der Heimat. Gemeinsam forschen sie über verborgene (und vielleicht restlos vergessene) Formen kulturellen Bewusstseins und geraten über den Versuch utopischen Erfindens auf die Spur von Glücksvorstellungen, die deutliche Alternativen zum Zukunftsentwurf des Kettensägenopfers bereitstellen.

«Erfinder haben natürlichen und direkten Zugang zum gesamten Potenzial des Universums. Sie brauchen von niemandem eine Lizenz, um Licht in die Nacht zu bringen, die Erde schrumpfen zu lassen und die ganze Menschheit miteinander zu verbinden.» (Richard Buckminster-Fuller)

Christiane Pohle, die in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg am Wiener Burgtheater, dem Zürcher Schauspielhaus und den Münchner Kammerspielen inszeniert hat, knüpft mit Betrachte meine Seel´ (Eine Überführung) bewusst an eine längere Reihe von Projekten außerhalb der staatlichen Theaterinstitutionen an. Wie schon bei ihren freien Arbeiten „Sitzen in Hamburg“, „Sommergäste“, „Täglich Brot“ und „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“, suchen die Regisseurin und ihr Ensemble auch bei Betrachte meine Seel´(Eine Überführung) gemeinschaftlich nach einer offenen, nicht ausschließlich auf einen Stücktext bezogenen Erzählweise für das Theater.

Pressestimmen

Christiane Pohle und ihr achtköpfiges Ensemble haben in den Berliner Sophiensälen der Figur geschickt den Rücken gekehrt, ohne die Tragik dieses Gefühlssuchers zu verbannen. Die Fähigkeit des Menschen, aus der Phantasie und letztlich aus dem Nichts zu schöpfen, ist das Prinzip, das die Regisseurin in diesem Fall erkennt, und aus dem sie selbst diesen schwebend leichten Abend gezaubert hat. Doch sakral darf es dabei zugehen: Aus der Johannes-Passion steht die Arie „Betrachte meine Seel“ Pate für den Titel. Das Orgelspiel von Volker Jaekel verströmt andächtigen Ernst, und links der Bühne wie Kirchenreihen für die Trauergemeinde. Nur, dass man nicht betet, sondern sich die Schauspieler gegenseitig dabei beobachten, was von den Versuchen übrig bleibt, sein Leben zu ändern.

Süddeutsche Zeitung, 08.03.2005


Es geht um das große Ganze: um Leben und Tod. Pathos aber kommt nicht auf. Darin steckt das Fazinierende dieser Inszenierung... Christiane Pohle ist es mit „Betrachte meine Seel’ (Eine Überführung) gelungen, magische Momente auf die Bühne zu holen.

Märkische Allgemeine, 10.03.2005