att theaterproduktion
 
Sandra Strunz: Parzival
Schauspiel nach Wolfram von Eschenbach
 

Foto: Arno Declair
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  • Regie: Sandra Strunz
  • Bühne: Annette Kurz
  • Kostüme: Veronika Seifert
  • Musik: Theo Nabicht
  • Dramaturgie: Niklaus Helbling
  • Lichtdesign: Marek Lamprecht
  • Darsteller: Oliver Bokern, Franz-Josef Dieken, Irene Eichenberger, Susanne Pollmeier, Dorothea Ratzel, Clemens Schick, Rainer Süßmilch
  • Produktionsleitung: Andrea Tietz – att
  • Aufführungsrechte: Parzival-Übertragung von Dieter Kühn, Suhrkamp Verlag
  • Dauer: 140 Minuten mit Pause
  • Premiere: 16. Februar 2000, Kampnagel Hamburg
  • Gastspiele: Impulse Festival 2000 (Bochum, Düsseldorf, Mühlheim)


Eine Koproduktion von Kampnagel Hamburg mit Sandra Strunz, gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg.

Eine weitverzweigte Geschichte aus dem 13. Jahrhundert, in Mittelhochdeutsch aufgeschrieben, die von ritterlicher Mannbarkeit, Minnedienst, Turnieren, gottgefälligem Leben, Lust und Gewalt handelt, als Gegenstand zeitgenössischen Theaters?
Die Geschichte
Ein klassischer Stoff: Die Geschichte Parzivals, Sohn des großen Ritters Gahmuret. Bis zu dessen Tod und bis zur Geburt des Titelhelden vergehen schon mal die ersten hundert Seiten der Reclam-Ausgabe. Seine Mutter Herzeloyde sucht ihren Sohn vor der Grausamkeit des Ritterlebens zu bewahren: er wächst in völliger Abgeschiedenheit in der Natur auf und wird von seiner Mutter zu gottgefälligem Leben erzogen; eines Tages aber begegnet er eben doch drei Rittern, die er – naiver, ‚tumber Tor‘ der er ist - für göttliche Wesen hält. So ist er entschlossen, selbst Ritter zu werden und zieht in die Welt hinaus. Seine Mutter fügt sich in das Schicksal, versieht ihn mit den wichtigsten Ratschlägen und stirbt, nachdem er fort ist.

Auf spielerisch- träumerische Weise geht Parzival seinen Weg, erobert eine schöne Frau und gelangt an den Artushof, wo er den mächtigen Roten Ritter Ither tötet, um seine prächtige Rüstung zu erlangen. Er besteht viele Abenteuer und findet absichtslos und unwissend die sagenhafte Burg, wo der Gral gehütet wird, Inbegriff von Erleuchtung und Glückseligkeit. Dem Ratschlag seines Ritteroheims Artus folgend, keine unhöflichen Fragen zu stellen versäumt er es, nach dem Grund des Leids des kranken Gralskönigs Anfortas zu fragen. Er wird aus der Burg, die niemand finden kann, verwiesen und erfährt erst dann, dass er mit seiner Frage den leidenden König erlöst hätte und selber Herr des Grals geworden wäre. Er muss sich erneut auf den Weg machen. Die bewusste Suche nach dem Gral ist nun doppelt so schwer und stürzt ihn in tiefe Verzweiflung...
Der Inszenierungsansatz
Ein berühmter Stoff, ideal für Sandra Strunz‘ zeitgenössisches biografisches Erzähltheater: Sie interessieren immer wieder die Menschen, Figuren, die meist gar nicht anders können, als ‚bei sich zu bleiben‘; denen es deshalb schwer fällt, sich in der geordneten und geregelten Welt zurecht zu finden, sich anzupassen. Diese Figuren – wie Armand Schulthess, Glauser, Thomas Bernhards Maler Strauch - haben ihre Sympathie: sie stehen für das unbedingte Recht auf Individualität und ein Grundvertrauen in den ungeheuren Reichtum der Vielfalt und Verschiedenheit. Parzival ist eine solche Figur und seine Geschichte erzählt vom Schicksal der naiven Individualität in einer komplizierten und zunächst unbegreifbaren Welt. Auch die unendlich verzweigte, vielschichtige Erzählweise des Wolfram von Eschenbach: die Struktur eines weit ausgebreiteten Netzes von Geschichten mit vielen Verzweigungen, Nebenhandlungen und überraschenden Wendungen spiegelt diese Lust an der Einzelheit und trifft sich mit der erzählenden Arbeitsweise, in der Strunz ihr Theater entwickelt.

Dabei geht sie von einem ganz gegenwärtigen Interesse an dem Stoff aus: Ihre Darsteller verkörpern heutige, junge Menschen an der Grenze zum Erwachsenwerden, die sich in der nachmittäglichen Öde ihres täglichen Treffpunktes auf dem Sportplatz treffen und in ihren kämpferisch-spielerischen Fantasien unversehens im 14. Jahrhundert landen.

Pressestimmen
Die Zuschauer zwischen 25 und 60 waren begeistert: Rasender Applaus, Fußgetrampel.

NRZ, 24.11.2000


Eine zweifellos ungewöhnliche junge Inszenierung, die von ihren ständig wechselnden Gegensätzen lebt.

WAZ Bochum, 01.12.2000


Häufig zersplittert Sandra Strunz die Hauptfigur in Einzelfiguren, zeigt damit verschiedene Facetten, springt ohne technische Mätzchen durch Ort und Zeit und ehe es sich der Zuschauer versieht, blickt ihn die Geschichte auf der Bühne direkt ins Gesicht.

Denn das, was Sandra Strunz mit Parzival erzählen will, geht jeden etwas an.

Hamburger Abendblatt, (LIVE), 10.02.2000

Frech und erfrischend.
Bild, Hamburg, 18.02.2000

Das ist eines jener rational nicht zu erklärenden Theaterwunder, für die in Deutschland (und in der Schweiz) die in Hamburg diplomierte Regisseurin Sandra Strunz zuständig ist.
TAZ, 18.02.2000


 
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