att theaterproduktion
 
Christine Eder: Menschenzoo
Von Hakon Hirzenberger / Harald Gebhartl
 
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Foto: Arno Declair
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  • Regie: Christine Eder
  • Bühne: Martina Stoian
  • Kostüme: Isolde Binsteiner
  • Darsteller: Thomas Butteweg, Jan Byl, Max Mayer, Charlotte Pfeifer, Henning Pfeifer, Constanze Priester
  • Tourmanagement: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 75 Minuten
  • Deutsche Erstaufführung: 22.03.2004,
    Thalia Theater in der Gaußstraße
  • Gastspiele : Schwankhalle Bremen (Juni 2004)


Ein Studienprojekt des Studiengangs Schauspieltheater-Regie an der Universität Hamburg mit Unterstützung des Thalia Theaters Hamburg


...werte gehen verloren, werden ausgelöscht, da heißt es sich besinnen auf die letzten
bastionen des menschseins...

Ausgangspunkt für die Arbeit von Christine Eder an dieser Komödie war die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhaltensmustern, Konventionen, Umgangsformen und Ritualen, kurz gesagt mit „Spießigkeit“.

Im Mittelpunkt stehen Menschen, die verzweifelt versuchen sich als Individuen zu behaupten. Zersplitterte, zynische Persönlichkeiten in anstrengenden, großstädtischen Lebensumständen, denen ein menschliches Miteinander nicht möglich zu sein scheint. Auf der Suche nach dem „Sinn“ klammert man sich an gesellschaftliche Konventionen, denn feste Vereinbarungen, kontrollierbare Abläufe und beherrschbare Situationen machen sicher und damit scheinbar frei. Es scheint lebenswichtig, sich Rituale zu schaffen, letzte Fixpunkte, Bastionen des „Menschseins“, die dem Einzelnen Halt und Orientierung geben. Dennoch scheitern die Figuren permanent an sich selbst. Sie stecken fest in der immensen Erwartung, die sie an sich und die anderen haben, und in ihrer Unfähigkeit dies zu erkennen. Ihre Sehnsucht nach Freiheit und „Unkonventionalität“ ist so groß, dass ihr Zusammensein zwangsläufig scheitern muss.

Aber die Ehepaare Huber und Schneider geben nicht auf. Einmal im Monat treffen sie sich – immer schön abwechselnd in der guten Stube der Hubers oder der Schneider - und zelebrieren die perfekte Nichtkommunikation. Mit von der Partie sind Elvis, der käuflich erworbene Musterknabe der Schneiders und der vorbildliche „Eskimo“, der für den Haushalt der Hubers und noch für einiges andere – wie sich vermuten lässt - zuständig ist. Im Verlauf des Abends begeben sich alle gemeinsam auf recht unkonventionelle Weise auf die Suche nach der eigenen Erlösung. Das ist sehr komisch und herrlich absurd.
Pressestimmen
Zum Brüller des Abends im Thalia in der Gaußstraße entwickelte sich die deutsche Erstaufführung von“ Menschenzoo“. In einem Käfig vor violetter und türkiser Tapete begegnen sich die Hubers, samt Sohn Elvis und die Scnheiders. Und frönen der förmlichen Nichtkonversation. Bis das Licht ein paar Mal ausgeht und großartig gespielt von Thomas Butteweg, Jan Byl, Max Meyer, Charlotte Pfeifer, Henning Pfeifer und Constanze Priester – auch hier Sehnsüchte nach nicht gelebter Sexualität, Spieltrieb und Sinnsuche an die Oberfläche drängen. Da wird der „Eskimo“ in der Ecke, eine Art Tier-Pflanze-Objekt, abwechselnd zum Sexspielzeug und zur Techno-Jukebox. Bis schließlich die Protagonisten, den Slip auf dem Kopf, nackt im Krese kriechen und auf die Erlösung aus allen Zwängen warteten. In seiner Eigenwillgkeit ist das nüchtern, überraschend und slapstickhaft. Ein großer Spaß.
taz, 22.03.2004

Eigenwillige Lösungen für ironische Gesellschaftsbefunde und perfide Party-Spielchen fand Christine Eder. Sie stellt in Hirzenberger/Gebhardls „Menschenzoo“ das verlogene Zwangsverhalten von Spießbürgern aus, entblößt im Glaskasten ihre Gelüste.
Hamburger Abendblatt, 22.03.2004