KINDER
ZU UNTERNEHMERN! - MARKT DER MÖGLICHKEITEN
DIE
IDEENMESSE DER UNTERNEHMER VON MORGEN
- Konzept/Spielleitung:
Judith Wilske
- Spielleiter: Dagmar
Rauwald, Sebastian Dunkelberg
- Dramaturgie: Maren
Simoneit
- Produktionsleitung: Andrea Tietz / att
- Assistenz Spielleitung /
Produktion: Hannah Münch, Maren Soller
- Assistenz Messe: Yasmina
Benkenane, Liev Fanke, Nora Geese, Hannah
Naomi Goebel, Annika Hammer, Rahel Schmied
„Kinder zu Unternehmern!“ ist ein
Pilotprojekt von Judith Wilske, in Kooperation mit
Kampnagel Hamburg, HAU Berlin und Theater im Pumpenhaus Münster. Gefördert von
der Hamburgischen Kulturstiftung und der Stiftung Kinderjahre, unterstützt von Aquarium-Grotte, Büromarkt Hansen, Globetrotter, Kita Stadtpark, MEGA, RAJAPACK, Swords
& more, STAPLES und Tierpark Hagenbeck.
Kooperierende Hamburger
Schulen: Gesamtschule Winterhude, Heinrich-Hertz-Schule, Gesamtschule
Meerweinstrasse
NEUE UNTERNEHMER BRAUCHT DAS LAND!
Viele Großunternehmen
haben mit der Idee des Unternehmertums nicht mehr viel gemein. Beim ersten
Sturm wollen sie Hilfe vom Staat. Da die Wirtschaft keine neuen Unternehmer
hervorbringt, sondern nur noch Manager und Verwalter, tun es unsere Kinder:
KINDER ZU UNTERNEHMERN!
KINDER SIND NICHT NUR KONSUMENTEN – KINDER GRÜNDEN IHRE
UNTERNEHMEN!
In unserer
ökonomisierten Gesellschaft brauchen Kinder Erfahrungen jenseits der passiven
Konsumentenrolle. Ausgehend von der Initiative des Friedensnobelpreisträgers
Muhammad Yunus, entgegen allen Regeln des
Bankgeschäfts Kleinkredite an besitzlose Frauen zu vergeben, ermöglicht „KINDER
ZU UNTERNEHMERN!“ Kindern von 6 bis 14 Jahren die Gründung ihres eigenen
Unternehmens mit realem Kapital. „KINDER ZU UNTERNEHMERN!“ eröffnet einen
Erfahrungsraum, in dem Kinder in IHR Unternehmen investieren dürfen.
„KINDER ZU UNTERNEHMERN!“ MOBILISIERT KINDER IN HAMBURG
Im Oktober war das
„KINDER ZU UNTERNEHMERN!“-MOBIL an Schulen in Barmbek
und Winterhude und hat Kinder aufgefordert, ihre
Unternehmensideen zu beschreiben und einzureichen.
Im Gespräch mit den
Beratern im „KINDER ZU UNTERNEHMERN!“-MOBIL konnten die Kinder ihre Ideen
entwickeln.
KINDER STELLEN IHRE UNTERNEHMENSIDEEN VOR – UNTERNEHMERMESSE
AUF KAMPNAGEL
Am 21./22. November 2008
von 18 – 20 Uhr präsentierten die
Jungunternehmer ihre in Workshops weiterentwickelten Unternehmensideen im
Rahmen einer Messe auf Kampnagel der Öffentlichkeit. Besucher erlebten, wie die
Unternehmen von Morgen aussehen.
www.kinder-zu-unternehmern.de
Pressestimmen
Firmengründer
mit zehn Jahren
Von
Jan Hauser
Schneckenzirkus, Kinderdisko, Eislimo: Kinder haben wunderbare
Geschäftsideen. Ein Hamburger Projekt unterstützt deshalb selbst Siebenjährige,
eine Firma zu gründen. Auf einer Messe zeigten die Jüngstunternehmer
nun ihre Pläne erstmals öffentlich.
Hamburg - Die helle Brotscheibe schneidet der Junge in der Mitte durch,
beschmiert sie mit Butter und legt eine Käsescheibe darüber. "Und das
wollt ihr jetzt professionell machen?", fragt die Frau, die er bedient.
"Ja", sagt er und gibt ihr das Brot.
"Und wovon hängt es ab, ob es klappt?", fragt sie weiter.
"Ob es den Leuten schmeckt", sagt er.
Arbnor möchte eine eigene Bäckerei haben.
Dabei ist er erst 13 Jahre alt. Doch beim Projekt "Kinder zu
Unternehmern!" wird sein Wunsch Wirklichkeit: Gemeinsam mit seinem
gleichaltrigen Freund Ömercan hat er die
"Backstube TwoFriends" gegründet. So steht
er jetzt als Unternehmer bei einer Ideenmesse im Hamburger Kulturzentrum
Kampnagel, dem "Markt der Möglichkeiten", und verkauft zum ersten Mal
in seinem Leben selbstgebackenes Brot.
Als Jungunternehmer sind die beiden nicht allein: An insgesamt 14
Ständen präsentieren Sechs- bis 14-Jährige erstmals ihre Geschäftsidee - einen
Schneckenzirkus, eine Kinderdisko oder einen Haustierverleih.
Das Konzept hat die Ökonomin und Theaterregisseurin Judith Wilske, 38, entwickelt. "Kinder haben fast keine
Möglichkeiten, Erfahrungen mit Unternehmertum zu sammeln", sagt sie.
Deswegen bietet sie ihnen jetzt die Gelegenheit, eine eigene Firma mit echtem
Kapital zu gründen. Mit den Vorbereitungen dafür begann sie bereits im
Frühjahr. Im September und Oktober stand sie dann mit einem silbernen Wohnwagen
auf drei Hamburger Schulhöfen und an einem öffentlichen Platz. Insgesamt
redeten Wilske und ihr Team mit 1000 Kindern. Doch
viele Kinder scheuten den nötigen Zeiteinsatz, nur wenige legten sich weiter
für ihre Idee ins Zeug, füllten einen ersten Fragenbogen aus, kamen zu
Workshops und bauten ihren Messestand.
Albanisches Brot als Marktlücke
Als Arbnor
den Wohnwagen von Wislke entdeckte, trug er seinen
Geschäftsplan schon länger im Kopf herum. "In Hamburg habe ich noch nie
albanisches Brot gesehen", erzählt der Kosovo-Albaner. "Deswegen war
das meine Idee." Danach holte er sich noch seinen Freund Ömercan ins Firmenboot: Während der für türkisches Gebäck
sorgt, backt Arbnor das Brot. Demnächst wollen sie
ihren Lieferservice starten und immer samstags und sonntags Selbstgebackenes
ausliefern. Dafür verteilen sie auf der Hamburger Unternehmermesse ein
Flugblatt mit ihrer E-Mail-Adresse.
Die Geschäftsideen sind ganz
unterschiedlich, denn jedes Kind darf hier umsetzen, was es möchte. "Im
schöpferischen Akt steckt viel, was man nur selbst erfahren kann", sagt Wilske. Deswegen beraten die Projektleiter die Kinder, aber
lassen sie vor allem selbst machen, damit sie Erfahrungen sammeln können - gute
wie schlechte. "Unternehmertum hat auch damit zu tun zu scheitern und dann
weiter zu machen", sagt sie.
Arbnor, Ömercan
und die anderen Jungunternehmer präsentieren ihre Geschäftsideen auf einer
Bühne des Kulturzentrums Kampnagel. Selbstbemalte Pappkartons bilden die
Messestände der Kinder: Antonias Eisbude umrahmen rote Kisten, Rinas Schneckenzirkus flankieren rosafarbene Kartons und
der "Natur der Welt"-Stand hat vorne einen
grüne Tresen und dahinter eine hellblaue Pappkartonwand. Dort verkaufen die
siebenjährigen Annika und Greta ihre Postkarten, auf denen getrocknete Blumen
kleben.
Haustiere nur für nette Menschen
Abgetrennt vom Messetrubel ist der Stand des Hautstierverleihs:
Tapezierte Pappkartons bilden die vier Wände eines kleinen Zimmers, in dem Lennard, 10, auf einem orangefarbenen Sofa sitzt. "Ein
richtiger Zoo verkauft nur Tiere", sagt er. "Wir verleihen dagegen
ein Tier und gucken jeden Tag nach." Mit seinen beiden elfjährigen
Freunden Steffen und Leon möchte er Meerschweinchen und Kaninchen auf Zeit an
Tierinteressierte geben, jedoch nur an ausgewählte Kunden. "Vorher reden
wir mit den Menschen", sagt Steffen. "Wenn die nicht nett sind, sagen
wir: Dann lieber nicht." Außerdem geht jeden Tag einer vorbei und schaut,
wie es dem Tier geht. Die ersten Verleihe haben sie bereits abgesprochen.
Wie war die erste Messe? "Die haben das super gemacht", sagt Wilske. Für die Kinder war es der erste Test, wie ihre Idee
ankommt, was funktioniert und was nicht. Was die Kinder gelernt haben, darüber
wird Wilske demnächst mit jedem sprechen. Gefördert
wird das Projekt von der Hamburgischen Kulturstiftung und der Stiftung
Kinderjahre. Im nächsten Jahr sollen die Kinder einen Businessplan entwickeln,
einen Mentor aus der Wirtschaft bekommen und reales Startkapitel erhalten.
Nach zwei Stunden Messe sind die
meisten Jungunternehmer kaputt, aber zufrieden. Am kommenden Samstag wollen
Annika und Greta sich nun auf den Markt stellen, um weitere Blumen-Postkarten
zu verkaufen. Auch Arbnor und Ömercan
sind vom ersten Firmengeschäft begeistert: Fast alle Brote haben sie verkauft.
Unternehmertum kann Spaß machen.
Spiegel online, 23.11.2008
Out of
Office
Die
Geschäftsideen der Sechsjährigen
von Louise Brown
Kinder an die Macht:
Ein Hamburger Projekt hilft ehrgeizigen Sechsjährigen, eine Firma zu gründen.
Auf einer Messe haben sie nun ihre Geschäftsideen vorgezeigt - vom
Meerschweinchenverleih bis zum Pistolenschmuck.
Softairpistolen mit Strasssteinen?
Offenbar eine echte Marktlücke. Jungunternehmer Davide hat bereits drei seiner
handdekorierten Spielzeugwaffen verkauft. Schnell bildet sich eine kleine
Schlange vor dem Stand des Hamburgers, der seine Ware selbstsicher anpreist.
Keine selbstverständliche Leistung, denn Davide ist gerade elf Jahre alt - und
auf dem Weg zum Unternehmer.
29 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren präsentierten am Wochenende in
Hamburg auf dem Kulturgelände Kampnagel ihre Geschäftsideen - bei der Messe
"Kinder zu Unternehmern!". Mit ihrem "Unternehmermobil", einem
umgebauten Wohnwagen, hatte Regisseurin und Ökonomin Judith Wilske,
38, im Sommer Schulen in Hamburg besucht und Kinder aufgerufen, ihre
Unternehmensideen vorzustellen. Über 1000 Kinder reichten ihre Entwürfe ein.
Einen Messestand bekamen am Ende jene Jungunternehmer, die bereit waren, ihre
Ideen in ihrer Freizeit weiterzuentwickeln.

Die Regisseurin Judith Wilske organisierte das Hamburger
Projekt, in dem Sechsjährige ihre Geschäftsideen vortragen dürfen
Mehrere Wochen haben die Jungs von "Aquacam"
an ihrer Unternehmensidee getüftelt: Ihr Prototyp einer wasserdichten, an einer
Taucherbrille befestigten Webcam, mit der man ohne
sperrige Ausrüstung unter Wasser filmen kann, schwimmt zu Demonstrationszwecken
in einem Tank. Lennard, Leon und Steffen stellen
ihren "Vermietungszoo" vor: Sie verleihen ihre Haustiere an Kinder,
die keine haben dürfen. Der zehnjährige Martin
zeigt ein Modell seiner "Lebensmaschine": Sie soll Tote mittels
Stromstößen wieder zum Leben erwecken. Ein paar Stände weiter findet das
Kürbis- und Kartoffelpfannkucheneis der sechsjährigen Antonia reißenden Absatz.

"Vermietungszoo": Haustierverleih für Kinder,
die keines haben dürfen
Doch um den Verdienst geht es den Kleinunternehmern auf der Messe nur am
Rande. Die Jungs hinter "Aquacam" suchen
Investoren, mit denen sie ihre Ideen weiterentwickeln können. Bei der
"Kindersterndisko" soll man nur bezahlen, so Anton, sieben Jahre,
"wenn es einem wirklich gefällt".
Die Unternehmerinnen Lena und Paulina wollen ihre Profite an Unicef spenden. Und die sechsjährige Rina
zeigt ihre Weinbergschnecken im "Schnecken Cirkus"
noch ganz umsonst. "Viele überlegen sich: Wie kann ich andere an meinem
Unternehmen teilhaben lassen? Sie haben noch dieses Utopiedenken; Sie tun
einfach das, was ihnen wichtig ist", so Regisseurin Wilske.

Ein Kind stellt mit einem Schneckenzirkus seine
Geschäftsidee vor
"Raus aus der Misere!" lautet der Untertitel des Projekts, das
sich irgendwo zwischen Kunst, Theater und Wirtschaft bewegt. "Das, was in
unserer extrem zielorientierten Wirtschaft verloren geht, ist der schöpferische
Akt", so Wilske: der kreative Geistesblitz, der
Mut, frei von jeglicher Zielmaximierung und der Furcht zu scheitern eine Idee
zu realisieren.
Geniale Ideen sind auch kindlich-dumm
"Viele gute Geschäftsideen waren im Ursprung fast kindlich dumm. In
jedem guten Unternehmer steckt kindliche Neugierde", meint Benjamin Stewner, selbst Unternehmer und Geschäftsführer der Firma
Brand Transfer in Hamburg. Stewner ist begeistert von
Wilskes Projekt: "Bei den Kindern kann man den
kreativen Funken erkennen, der einen Unternehmer eigentlich ausmacht. Davon
könnte man in dem derzeitigen Wirtschaftsklima gerade mehr gebrauchen."

Die selbstgebackenen albanischen Backwaren waren am Ende
der Messe ausverkauft
Unterstützt wird das Projekt von der Hamburgischen Kulturstiftung und
der Stiftung Kinderjahre, außerdem von einigen Sponsoren. Als nächsten Schritt
sollen die Kinder einen Businessplan entwickeln und anschließend ein
Startkapital von 100 bis 600 Euro erhalten. Dafür sucht Wilske
Hamburger Unternehmen, die den Kindern finanziell, aber auch mit
professionellem Rat zur Seite stehen.
Am Ende der Messe sind die nach einem "Geheimrezept" selbst
gebackenen albanischen Brötchen von Arbnor
ausverkauft. Der 13-Jährige will später unbedingt seinen eigenen Laden führen
und kümmert sich jetzt schon um ein Praktikum. Vor dem Unternehmertum haben die
Kinder keine Angst, trotz des düsteren Wirtschaftsklimas: Im Gegenteil, der
Unternehmer genießt bei ihnen einen soliden Ruf. "Man hat wenig Freizeit
und muss viel arbeiten, aber es macht bestimmt Spaß", sagt Max. "
Als Unternehmer kann man für sein
späteres Leben vorsorgen", sagt Klaus. Davide träumt davon, als
Unternehmer reich zu werden. Vorbestellungen hat er schon für seine
aufgemöbelten Softairpistolen - und er hat bereits
gelernt, dass Kunden manchmal komische
Wünsche haben. "Viele",
sagt er und rümpft die Nase, "wollen sie in Pink."
Financial
Times Deutschland, 24.11.2008
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