Sebastian Schug: Ausser Atem
Nach dem Film von Jean Luc Godard
 
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Foto: Marianne Schleiss
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  • Regie: Sebastian Schug
  • Bühne: Katrin Wittig
  • Kostüme: Nico Zielke
  • Musik: Johannes Winde
  • Text: Jan Friedhoff
  • Licht Berlin: Fritz Stötzner, Birke Wieckhorst
  • Licht Hamburg: Mathias Hollaender
  • Regieassistenz: Sarantos Zervoulakos
  • Best Boy: Paul Mailänder
  • Darsteller: Kathrin Diele, Katrin Hansmeier, Alexander Schröder, Jan Thümer, Alexander Weise
  • Gesamtkoordination: Andrea Tietz – att
  • Dauer: 1 Std. 40 Minuten
  • Berliner Premiere: Fr. 25.08.2006, Sophiensaele Berlin
  • Hamburger Premiere: Do. 14.09.2006,
    Hamburger Sprechwerk
  • Weitere Vorstellungen: Sa. 26.08. – So. 27.08.06, Di. 31.08. - So. 03.09.06 in Berlin / Fr. 15.09. – Sa. 16.09., Di. 21.09, – Do. 23.09.06 in Hamburg

Eine Produktion von Sebastian Schug in Zusammenarbeit mit Sophiensaele und att.
Realisiert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Kulturbehörde
der Freien und Hansestadt Hamburg.


„Es war Liebe auf den ersten Blick. Das was ich sah, war Kino!
Kino, bei Godard, war wie das Leben. Zumindest wie das Leben, von dem geträumt hatte: Wild und voller Wunder.“                                   
Rudolf Thome über AUSSER ATEM

AUSSER ATEM erzählt die abenteuerliche Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Menschen: Auf der einen Seite Patricia, eine amerikanische Studentin, die Karriere machen möchte und auf der anderen Seite Michel, ein ruhloser Kleinkrimineller, der - nachdem er einen Polizisten ermordet hat - gen Süden fliehen will. Die beiden haben eine Affäre und Michel gesteht ihr seine Liebe. Während Michel weiterhin Autos klaut und auf der Suche nach Geld ist, geht Patricia ihren Karriereplänen nach und schreibt für eine Zeitung. Das Netz zieht sich immer enger um die beiden. Auch Patricia gerät in den Fokus der Polizei. Sie deckt Michel und will gemeinsam mit ihm fliehen. Doch am Morgen der Flucht verrät Patricia Michel an die Polizei... 

Mit diesem einfachen Plot und seinen damals noch unbekannten Hauptprotagonisten Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo schuf Jean Luc Godard 1959 einen Meilenstein der Filmgeschichte. Eine kleines Gangster-B-Picture sollte es werden. Heraus kam ein modernes Märchen: Zeitgeist-Seismograph, cineastisches Vexierspiel, existentia-listische Moriat über Liebe, Verrat und Tod.

Wenn man sich von der Nostalgie des in schwarz-weiß gefilmten Paris Ende der 50er, Jean Sebergs melancholischen Augen und Belmondos jungspundhaften Charme löst, und sich nur dem auf Francois Truffaut Treatment basierendem Drehbuch widmet, wird eine höchst lakonisch erzählte Geschichte von verblüffender Aktualität sichtbar.

Bezugnehmend auf Godards Initiationsfilm der Nouvelle Vague, hat der junge Regisseur Sebastian Schug und sein Team anhand dieser Geschichte ein Stimmungsbild der Gegenwart entworfen. Denn so unterschiedlich wie die Hauptcharaktere in dieser Geschichte sind, so zerrissen zwischen Lebensgier, Abenteuerlust und der Sehnsucht nach Versicherung ist das Empfinden junger Menschen.

Pressestimmen

...die Premiere von Außer Atem in den Sophiensälen wurde als kongeniale Geschichte über die Liebe auf der Flucht entsprechend bejubelt.

Im antiheimeligen Bühnenraum aus Baugerüsten und Stehlampen (Kathrin Wittig und Christian Kiehl) überträgt Schug das Godard-Konzept der abrupten Schnitte auf seine Szenenwechsel und die Rollenspiele des energetischen Ensembles – bisweilen in amüsanten Maßen ironisch gebrochen und vom Autor Jan Friedhoff mit anderen Kino-Klassikern collagiert, etwa Kubricks Vietnamdrama „Full Metal Jackett“. Klar, Liebe ist Krieg. Die Begbie genannte Hauptfigur (stürmisch bis explosiv: Jan Thümer) sucht nach dem Zufallsmord an einem Polizisten Unterschlupf bei seiner Geliebten Pet (kühl erotisch: Katrin Hansmeier), einer Amerikanerin in Paris. Er liebt, sie nicht. Eine Amour fou voll Verve – tatsächlich atemlos.

Der Tagesspiegel, 27.08.06


So kläglich seine Erscheinung, so heftig verschenkt er sich an die Geliebte - naiv und mit großer Ausdauer. Doch Patricia (Katrin Hansmeier), die kühle Fremde mit amerikanischem Akzent, versteht oft den Sinn seiner Worte nicht und erforscht hauptsächlich sich selbst.
Sie sprechen viel, schnell und leise, manchmal an der Grenze des Wahrnehmbaren. Mitunter verliert man den Faden, wird aber stets zurückgeholt von fünf guten Schauspielern, von denen drei sich in immer neue Rollen begeben: Alexander Schröder gibt treffsicher den schwäbelnden Mr. Gotthart, der hoffnungslos routiniert auf Journalistenfragen antwortet. Alexander Weise skizziert einen smarten Redakteur mit Hang zum Devoten und spielt einen Kunstidioten, dem zwischen den Beinen des Models die Kamera tropft. Kathrin Diele präsentiert diverse neurotische Frauen, jede anders gestört, deren Einsamkeit man geradezu riechen kann.
Über all den spielerischen Kabinettstückchen hängt die Glocke der Verlorenheit, nicht zuletzt durch die musikalischen Einsprengsel von Johannes Winde. So mischen sich im Ganzen Sehnsucht und Entsagung. Sie wollen überall verweilen - und können es nirgendwo. Das brutale, zarte, schnöde Leben bringt sie schlichtweg "Außer Atem".

Berliner Zeitung, 30.08.2006